Verspätete Osterh@serl · Teil 2

21st Century Man vom 08.05.2017 / → Teil 1

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Bliebe nun noch die Sache mit dem alten Palmers-Plakat, das mit den Strümpfen. Wie bereits angesprochen, das sieht grundsätzlich sehr ähnlich aus, aber eben nur grundsätzlich. Es zeigt ebenfalls junge Frauen auf dem Bauch liegend, allerdings fünf und ein wenig ältere als ihre upgedateten Kolleginnen (was die Reaktionen auf die neue Version betrifft, habe ich übrigens den Sager von Nina Horacek, Journalistin beim Falter, am lustigsten gefunden, die das neue Sujet als „verhungerten Kindergeburtstag“ bezeichnet hat) und um einiges entspannter. Sie liegen auf einer undefinierbaren, weißen, seidenen Unterlage, wie auf einem großen Bett, ein paar Kissen sind auch mit im Bild. Die Kameraposition ist anders, etwas weniger von oben herab. Alles ist sehr sorgfältig durchkomponiert und wirkt trotzdem wie ein zwangloser Plausch unter Freundinnen. Die Modelle unterscheiden sich voneinander in ihren Posen und Hautfarben oder Skintones, wie der/die Werbefachmann/-frau das wohl bezeichnet, sie liegen nicht da wie in eine Sardinenbüchse geschlichtet, da ist alles schön variiert, nicht ohne eine gewisse formale Strenge – professionelle Werbefotografie halt. Und sie sind dabei ziemlich nackt, sie tragen, von einer Ausnahme abgesehen, ausschließlich dünne Nylonstrümpfe und -strumpfhosen und darunter… gar nichts. Das wirkt schon recht pikant, wenn Sie mich fragen, allerdings ohne dass da der Jugendschutz einschreiten müsste, dazu ist das Ganze einfach viel zu geschickt gemacht und auch zu nett. Und der kulinarische Vergleich kommt mir nicht ungelegen, einen solchen hat auch der seinerzeit mit der Kampagne betraute Kreativ-Direktor Christian Satek gebracht, indem er in einem Interview mit der FAZ meinte, die Frauen auf dem Foto lägen da „wie Schokoladefinger zum Auswählen“ oder „running Sushi auf dem Laufband“ und eingeräumt hat, das Werbesujet sei „heftig angreifbar“. Damals gab es jedenfalls auch Gegenwehr von feministischer Seite, das gehört sich auch so, wie ich finde. Und doch hat es das Foto geschafft im Jahr 2002 sogar bis in die bürgerliche Hochkultur vorzudringen – als Bühnenbild für eine Don Giovanni-Aufführung – wie passend.

Okay, jetzt sollte ich wahrscheinlich irgendeine politisch korrekte oder besonders unkorrekte Konklusion abliefern, Stellung beziehen. Um ehrlich zu sein, mir ist das zu hoch. Das liebe Wiki definiert Reizwäsche oder Dessous als Kleidungsstücke ‚…die dazu dienen können, den Geschlechtspartner sexuell zu erregen oder auch die eigene Eitelkeit zu befriedigen…‘ und, was ich besonders interessant finde, geschichtlich betrachtet fänden sich laut Wikipedia im 19. Jahrhundert erste Ansätze für diese Kultur (das kennt man/frau vielleicht noch von den Korsagen beziehungsweise deren Weiterentwicklungen). Inzwischen sind wir da schon moderner, jetzt gibt es das auch zum darüber tragen, das nennt sich dann Dessous-dessus, überhaupt ist der Variantenreichtum schier unendlich, das geht von alltagstauglichen Dessous über Fetisch-Kleidung bis zu Reizwäsche für Herren, essbarer Unterwäsche und so fort – soweit mal meine Kurzfassung des Wiki-Beitrags. Na, jedenfalls ist das Ganze in der Regel ziemlich aufwendig in der Herstellung – von String-Tangas mal abgesehen – und muss dann halt anständig beworben werden, damit wir das entsprechend zu würdigen wissen, der Spaß kostet ja auch eine Kleinigkeit.

Was mir jedenfalls auffällt, um nochmals auf die Osterhöschen-Affäre zurückzukommen, die Auslagen und Werbungen beim Palmers, ich weiß nicht recht, mir kommt das in den letzten Jahren so züchtig vor, beinahe schon ein Bisserl fad (obwohl, züchtig macht süchtig ;). Und warum macht’s nicht wieder einmal was mit Herren, der Adonis mit den weißen Socken war doch eigentlich recht originell und charmant, war ich mir einmal mit einer lieben Freundin einig. Da ist halt das entsprechende Feingefühl entscheidend, denk‘ ich, viele Männer sind da oft ein wenig g’schamiger (was aufgrund der Anatomie naturgemäß ziemlich naheliegend ist: Wessen primäre Geschlechtsmerkmale außen herum baumeln, den verlangt es halt vielleicht eher nach ein Bissl mehr Schutz). Und die Dicken werden versteckt, eh klar, na so werdet’s keine neuen Märkte erschließen, von LSBTTIQ-Aspekten erst mal gar nicht zu sprechen. Mir ist schon klar, Verführung und Erotik sind hochgradig subjektiv, da sind halt eine Menge sehr persönlicher Vorlieben mit im Spiel, warum auch nicht? Aber könnte es nicht sein, dass Palmers da zu Ostern mal etwas Neues ausprobieren wollte, so in Richtung Social-Media-Scandalism oder was sie sich eben darunter vorstellen? Da geht halt schnell auch mal eben was in die Hose bei solchen Experimenten. In der neoliberalen Konsumgesellschaft postfaktischer Ausprägung muss daraus ja nicht gleich ein wirtschaftlicher Nachteil erwachsen, was gibt es Besseres als Negativschlagzeilen, oder? Und das kostet dann auch weniger als diese unendlich aufwendigen Hochglanzproduktionen, wo sich ganze Teams von Modefachleuten, Konzepter!inn!en, Fotograf!inn!en, Texter!inn!en, Casting-Agents, Visagist!inn!en, Austatter!inn!en, Art- und Kreativ-Direktor!inn!en und wer weiß noch aller reinknien um etwas Hübsches zu zaubern. So ginge dann allerdings über kurz oder lang wieder mal eine Industrie flöten, wär‘ doch auch schade drum.

Wobei ich mich dann doch immer wieder frage, wie das mit dem Feminismus klappen soll unter kapitalistischen Vorzeichen. Ist das nicht ein Wiederspruch in sich? Bleibt da nicht jedes noch so mutige Vorpreschen in männlich dominierte Gesellschaftsbereiche auf der Strecke, wenn, sofern frau etwas auf sich hält, schon unter normalen Verhältnissen für eine richtig gute Garderobe – also unter Verzicht auf schicke aber ethisch nicht vertretbare Billigklamotten aus Nah- und Fernost – das Monatsbudget einer Kleinfamilie drauf geht, und die wird dann auch noch von der Leistungsgesellschaft vorgegeben, ich mein‘ jetzt nicht die Kleinfamilie, sondern die Garderobe, also die Panier, die Fetzen und die Wäsch‘? Könnte das neue Palmers-Sujet so gesehen nicht auch als – zugegeben recht patscherte – basisdemokratische Solidaritätsbekundung gedeutet werden können: Meine Freundinnen und ich haben alle dasselbe Rüschenhoserl (´tschuldigen, Lace Panties) und kein Problem damit, gibt’s ja eh in verschiedenen Farben? Hm… nein, blöder ging’s wohl nicht mehr, oder? Mir ist das grundsätzlich ja eher wurscht mit den Spitzen und Strapsen, für mich täte es auch ein Baumwollschlüpfer, obwohl ab und zu… ach ja, um auf das Spiel der erotischen Signale – zwischen sublim und frivol – zurückzukommen und auf deren mögliche Umsetzung als revolutionäre Pose im smartphoneaffinen Discounter-Culture-Schick jenseits der boboesk-feministisch dominierten Gender-Mainstreaming-Fadesse (obwohl die ja auch schon wieder etwas für sich hat): Was soll man da sagen?

Also so ab und zu freue ich mich einfach, wenn mal wieder jemand ein Bissl goschert ist, das kann ganz unterschiedlich sein, von echt derb goschert bis lieb goschert bis denzent und fast unmerklich… goschert. Das tut gut. Aber es wäre doch zu bequem die ganze Arbeit einer einzigen Generation zu überlassen – wir alten Analog-Trottel haben’s nicht hingekriegt, jetzt sollen das die Blogger- und YouTuberInnen ausbaden? Und auf den weiblichen Körper und seine textilen Extensionen als Träger fetischisierter Männer- und Frauenphantasmen bezogen fallen mir spontan die folgenden Beispiele aus der Welt der Filmkunst und des Glamour ein, und die haben alle gemeinsam, dass es dazu eigentlich nicht viel braucht außer Grips und Chuzpe.

1980 Grace Jones in One Man Show trug Herrenanzug und Stilettos, darunter nichts. Das Konzept, von Jean-Paul Goude und Grace gemeinsam entwickelt, mittlerweile ein Klassiker, hat damals einer Menge von Leuten, Männern wie Frauen, einen gehörigen Schock verpasst. 1987 Elpidia Carillo in dem Hollywood-Streifen Predator mit militärgrüner Kombi, drunter ein Unterleiberl, verschwitzt, dreckig und ständig Blutspritzer von getöteten Söldnern im Gesicht wirkt, trotz der drastischen Szenen, in ihrer Nebenrolle seltsam anziehend… und echt lieb. 1994 Kate Moss, fotografiert in Schwarz-Weiss von Peter Lindberg und bekleidet mit einer Jeans-Latzhose, darunter nackt, sieht süß aus und trotzig drein in der Baumwollpflückermontur und trotzdem wirkt es so, als würde sie es faustdick hinter den Ohren haben (und als hätte sich Herr Lindberg gerade hinter der Kamera verliebt). 2015 Léa Seydoux in James Bond 007: Spectre – ok, da wird es scheinbar komplizierter, wir sind jetzt beinahe in der Gegenwart angelangt und noch dazu ins tiefste Chauvi-Hinterland, sinnbildlich gesprochen, und auf der Gender-Ebene mitten in einen Generationenkonflikt geraten. Ein schlechtes Beispiel, könnten Sie jetzt nicht ganz zu unrecht sagen. Frau Seydoux spielt eine Psychologin mit Doktorgrad. Die kann mit Schusswaffen umgehen und weiß sich auch ohne Schießeisen gegen die albernen Zudringlichkeiten und Kindereien eines alternden Geheimagenten zur Wehr zu setzen. Ist jemandem aufgefallen, dass ihre Garderobe sehr dezent gehalten ist, geradezu unglamourös für ein Bond-Girl aus den 2010er Jahren? Die meiste Zeit über ist das ganz normale Leisurewear, wie das in unseren Breiten mal geheißen hat, dem Anlass angemessen halt für eine erfolgreiche Therapeutin. Und es wird hier versucht mit einem der hartnäckigsten und nicht totzukriegenden Klischees zu brechen, nämlich dem der hübschen, dummen Blondine. Was zu einem guten Teil auch gelingt. Ja, ja, ich weiß, zum Schluss fällt sie dann doch auf ihn rein (oder umgekehrt?), aber immerhin nachdem sie ihn ein Bisserl erzogen hat, den lieben James (und er sie ein Bisserl g’schreckt). Das klappt halt nicht gleich auf Anhieb perfekt mit der Genderei, noch dazu ist das ein Bond-Streifen, ein zutiefst romantisches Genre. Mich hat’s jedenfalls gut unterhalten.

Das sind jetzt alles schlanke, junge (die Schönheit lassen wir besser mal weg, da die ja im Auge des/der Betrachter(s)/-in liegt) Frauen gewesen, medialisierte wohlgemerkt. Darum geht es meiner Meinung nach auch bei der ganzen Geschichte. Wenn Sie die Biografien der oben genannten überfliegen, werden Sie eine große Differenz zu deren Verkörperungen feststellen und auch ein paar Parallelen. In den Medien wird ausgehandelt, wo wir gerade stehen könnten oder hin möchten, aber das sollte nicht mit den Realitäten verwechselt werden, die sind dann doch noch um einiges umfassender, komplexer, mitunter auch banaler. Seit es Virtualisierungen von Personen in sogenannten sozialen Netzwerken gibt, kommt es da immer mehr zu Verwechslungen und Überschneidungen. Das hat Frau Milborn auch gleich richtigerweise aufgegriffen, indem sie meinte, der Untergriff von Herrn Baumgartner ergäbe in diesem Zusammenhang überhaupt keinen Sinn.

Inzwischen hat sich das richtig ausgeweitet mit den Osterhöschen (wer kommt bloß auf so einen albernen Namen, der könnte glatt von mir sein?), da gibt es eine ganze Reihe Zeitungsartikel, Social-Media-Beiträge, eine Einladung an Herrn B. zu einem Fernsehgespräch und eine Gegeneinladung von ihm an Frau M. zu einem anderen Fernsehsender sowie eine Stellungnahme von der Firma P. (die ist allerdings recht sonderbar, naja, G’schäftsleut‘ halt).

Was mir schön langsam auffällt, und da werden für mich feministische Standpunkte und ein gewisses Insistieren in Detailfragen zunehmend nachvollziehbar, dass immer öfter, wenn es ein gröberes Problem gibt, dieses dann auf einem Nebenschauplatz über den weiblichen Körper ausgetragen wird. Das ist die gleiche Scheiße wie mit dem Kopftuchstreit: Der Herr Kurz springt heldenhaft in die Presche und will entscheiden, was für Frau Soundso gut ist, ob das jetzt ein Kopftüchel sein darf, ein Schleier, Hidschab, Tschador, Niqab, eine Burka, oder was es sonst noch so gibt. Die armen Frauen würden ja genötigt von den Herren. Naja, so werden sie halt vom Staat genötigt. Hauptsache Nötigung, da haben wir unsere Gutachten dafür (und die bleiben selbstverständlich unter Verschluss), so mach‘ ma das, das passt dann schon, nicht wahr? Und derweilen haben wir noch immer monotheistisch geprägte Patriarchate oder Matriarchate – je nachdem, wie man/frau/kind das lieber sehen will – und eine Einkommensschere zwischen Männern und Frauen von… wie viel war das nochmal? Ein Fünftel? Ach so, eh nur satte zwanzig Prozent. Und unbezahlte Hausarbeit. Na, da wäre ich auch angefressen wegen jeder noch so kleinen Stigmatisierung und würde mir vielleicht dann wenigstens ab und zu mal ein edles Stück Lingerie gönnen – so ein raffiniertes – oder ein Eis oder beides. Und überhaupt! Lasst’s endlich mal ordentlich Kohle rüberwachsen – dafür, dass wir eure künftigen Konsumfreaks großziehen – auch den Männern, dann bleiben die gerne auch zu Hause! Und ich sag‘ das, obwohl ich hier immerhin einen Ruf als Sexist zu verteidigen habe.

Ach Gottchen…

So, jetzt ist mir endgültig schlecht vom Schokolade-Osterhasen-Futtern… wer übrigens beim Österhöschen-Sujet bereits die Nase gerümpft hat, sollte sich vielleicht die neue Dessous-Werbelinie von Palmers zu Gemüte führen, die mit den petrolblau getünchten Wänden, so bohème/Schmuddelpuff-stylie (keine Ahnung, wie man/frau/kind da hinfindet, mich macht die Klickerei auf facebook regelmäßig rasend und am nächsten Tag ist eh wieder alles umgestellt), ich check‘ ja echt nicht, was die Blumenbuketts da bedeuten sollen. Ach so, Surrealismus, na, nichts lieber als das. Übrigens wäre ich für fachkundige Berichtigungen sehr dankbar, mein letzter Einkauf beim Palmers ist schon eine Weile her und so ins Schleudern bin ich schon lange nicht mehr bei einem Thema geraten, nächstes Mal schreibe ich lieber wieder was über Männerthemen, vielleicht so etwas wie Bartwichse oder Anti-Schuppen-Schampoo.

 

Mag. Rozsenich (vormals Frau Márkos [vormals Monsieur O])

Mag. Rozsenich (vormals Frau Márkos [vormals Monsieur O])

Künstlert, schriftstellert und restauriert (zumindest laut Statistik Austria).

Verspätete Osterh@serl

21st Century Man vom 01.05.2017 / → Teil 2

Eigentlich wollte ich ja etwas über Herrn Erdogan schreiben, aber was soll man denn nach solch einem desaströsen Ergebnis dieses sogenannten Referendums noch sagen. Ich meine, sind wir doch mal ehrlich, bei der Proformabefragung für seine Pläne eines de facto ohnehin schon bestehenden Präsidialregimes, nachdem der Mann mit dem verkappten Schneuzer jahrelang seinen Untertanen, Pardon, StaatsbürgerInnen mit Zensur, Massenverhaftungen, Ausnahmezustand, Kunstschändung und anderen üblen Methoden eingebläut hat, wo der Hammer hängt, oder vielmehr, wo Gott wohnt, gerade mal schlappe 51,41 Prozent Zustimmung einzuheimsen ist doch eines Despoten unwürdig. Und das dann auch noch mit getürkten, sorry, geschobenen Doppelstaatsbürgerschaften und ungestempelten Wahlkuverts zu unterfüttern, also bitte. Da heißt’s doch normalerweise ins Winkerl stellen und schämen, oder? Aber au contraire! Da haben die doch tatsächlich vorgestern in der Türkei den Zugang zur Wikipedia gesperrt. Und sonst geht’s euch eh gut? Ja, ja, liebe EU, tut’s ruhig weiter unter der Schirmherrinnenschaft von der Mutti traumatisierte Kriegsflüchtlinge verschachern.

Apropos Menschenhandel, um endlich auf das eigentliche Thema des heutigen 21st Century Man zu kommen, da ist mir doch kurz nach Ostern ein seltsames Elektrobriefchen in die Mailbox geflattert. Ich bin da in so einer Mailing-Liste von einer Initiative, die nennt sich #aufstehn und sieht sich selbst als eine neue Form der zivilgesellschaftlichen Kampagnenorganisation. Bei denen fehlt ein e im Namen, who cares, das ist halt modern jetzt – mit Hashtag vorne dran und so. Bekannt geworden sind die vor allem mit einer Petition gegen Hass im Netz, wo es unter anderem darum geht, dass Journalistinnen sexualisierter Gewalt in Form von Drohungen ausgesetzt sind. Die haben inzwischen schon einige Petitionen laufen und das Praktische daran ist, dass man diese bequem online unterzeichnen kann. Das boomt halt seit einiger Zeit schon sehr mit den Online-Petitionen, da könnte man/frau/kind auf die Idee kommen, dass das schön langsam inflationär wird und herzlich wenig bewirkt. Ich mag das aber trotzdem und ab und zu gibt’s dann eine nette Belohnung wie zum Beispiel eine Torte für Herrn Junker, die ihm, wenn ich mich nicht irre, anlässlich der zweimillionsten Stimme gegen das sogenannte Freihandelsabkommen TTIP feierlich überreicht wurde (in diesem Fall war das von der Initiative STOP TTIP).

In der besagten Mail von #aufstehn ging es jedenfalls kurz gesagt um dreierlei: die österliche Online-Werbung des Textilkonzerns Palmers auf Facebook, die Kritik der Journalistin Corinna Milborn daran und die Reaktion des Extremsportlers Felix Baumgartner auf diese kritische Äußerung in Form eines unflätigen Postings. Ich muss gestehen, meine erste Reaktion war eher genervt. Ich dachte mir, das ist doch irgendwie eine Nummer zu klein für euch, liebes Team von #aufstehn, is‘ euch leicht fad? Bei näherer Betrachtung hat mir das dann aber doch keine Ruhe gelassen, da mag man/frau mir durchaus sexistische Beweggründe unterstellen – was weibliche Reize anbelangt, bin ich wahrscheinlich genauso deppert wie jeder andere Hetero-Mann, naja, vielleicht nicht gar so schlimm, oder schlimmer… egal, ich finde die ganze Geschichte jedenfalls nicht nur nicht unamüsant sondern auch ziemlich surreal, um mal wieder dieses bis zur Erschöpfung missbrauchte Adjektiv der Kunstgeschichte zu verwenden.

Vielleicht zunächst zum Bild: Unter dem zeitlos schönen Logo mit dem hübschen Krönchen steht als Überschrift Unsere Osterhöschen, daneben ein kleiner Hase in Form eines Icons (vielleicht um dezent auf das Wortspiel mit dem vertauschten Umlaut hinzuweisen?), darunter ein Foto von sechs sehr schlanken jungen Frauen, die bäuchlings auf einem etwas ungewöhnlichen Orientteppich liegen und jeweils nur mit einem knappen, farbigen Damenslip bekleidet sind. Die Models liegen in der Ecke eines nachlässig renovierten Zimmers dicht an dicht und der Wand zugewandt, durch die beiden Fenster fällt ein wenig Sonnenlicht ein. Der Teppich mit biedermeierlich rustikalem Blumen- und Rankenmuster ist ein wenig zu klein geraten, so ragen im Vordergrund einige der nackten Beinpaare darüber hinaus und berühren einen abgenutzten Steinfußboden. Hinter den sechs Modellen ist der Boden mit Moos bedeckt, das in der Ecke zu einem kleinen Haufen aufgeschichtet ist. Auf dem Fensterbrett finden wir zwei leere Kerzenleuchter und ein Häufchen Blütenblätter. Rechts begrenzt ein kahler Ast das Bild.

Zwei Dinge haben mich sofort angesprungen, ich könnte nicht sagen was zuerst. Der eine Gedanke war: Das soll ein Palmers-Sujet sein? Das sieht doch irgendwie trashy aus und gar nicht classy, wie man/frau/kind das von anderen Werbemitteln dieser Modekette kennt. Der andere war sehr naheliegend für einen gelernten Österreicher, der Anteil an der kollektiven Erinnerung dieses Landes hat und nicht zu jung dafür ist: Die haben doch einfach billig dieses Palmers-Plakat für Strümpfe aus den Neunzigerjahren nachgebastelt. Aber dazu später.

Zu den Reaktionen: Laut Artikel im Standard hat Frau Milborn sich sinngemäß dann insofern kritisch dazu geäußert, dass sie sich durch die Ästhetik des Bildchens an Aufnahmen erinnert fühlte, die von Menschenhändlern angefertigt würden, um ihre Ware feilzubieten. Solche Fotos sind Frau M. durch ihre journalistische Arbeit bekannt (den meisten von uns wohl eher nicht). Dieser Gedanke kam mir anfangs recht abwegig vor und auch etwas weit hergeholt, doch klingt das für mich immer einleuchtender, je länger ich darüber grüble. Genauso gut könnte das natürlich auch ganz harmlos gemeint sein oder, was auch häufig vorkommt bei der kreativen Arbeit, es rutscht jemandem unbewusst etwas rein (oder raus), weil es gerade schnell gehen muss. Schwer zu sagen, ich war überdies auch einfach zu stark abgelenkt von der anderen Kerbe, in die die Kritik an der Unterwäsche-Ad schlug und zu der es eine Menge Postings gab, nämlich dass die Mädchen abgemagert seien oder ausgehungert. Das ist blanker Unsinn. Tut mir leid, aber die sind – ganz banal und schlicht und ergreifend – einfach nur dünn. Dünne Mädels. Das gibt es. Das darf nicht sein oder was? Mir fällt da schon eher ins Auge, dass die alle gleich dünn sind. Das sind wohl die gleichsten gleich dünnen Teenager, die ich je gesehen habe. Die sehen aus wie geklont und mir kommt in solchen Fällen dann immer eine Fernsehproduktion in den Sinn, bei der ich endlos lästern könnte und die ich hingebungsvoll verachte. Na Sie wissen schon, die mit der Heidi, das Sadomaso-Dschungelcamp für notorische Heulsusen, die mit teutonischer Härte zu vermeintlichen Supermodels gestählt werden. Da könnte man mal so richtig schön böse sein. Gut, dass das bereits Stefanie Sargnagel in ihrem wunderbaren Roman Fitness erledigt hat, sehr effizient und unmöglich zu toppen, aber zurück zu den Höschen und zum Posting von Herrn Baumgartner.

Der meinte, nachdem er eine abfällige Bemerkung über Frau Milborns Figur gemacht hatte, unter anderem: „Ich finde die Mädels weltklasse und springe da gerne mal dazwischen rein, auch ohne Fallschirm.“, nebst Dank an den Dessous-Hersteller und Grüßen aus Los Angeles (zu seiner Post gibt es inzwischen teilweise auch recht amüsante Kommentare von Blogger|inne|n). Nun ja, zum ersten Teil seines Postings, was soll man/frau dazu schon sagen? Oida, bist wo angrennt, ham’s da ins Hirn gschissn, geht’s no? Oder etwas freundlicher könnte man/frau/kind vielleicht fragen, ob Herrn B. eventuell schon mal was von dem Ausdruck No-Go gehört hat (ein Scheinanglizismus zugegebenermaßen und in Trumplandia wohl derzeit blöderweise unbekannt). Der zweite Teil ist allerdings bemerkenswert. Ich dachte da zunächst an eine sexuelle Anspielung oder eine unbewusste Neigung die sich da so zwischen den Worten verbirgt… dazwischen reinspringen ohne Fallschirm… hm, vielleicht der Wunsch nach ungeschütztem Verkehr? Mal wieder sporteln wie in alten Zeiten, was? Aber das war mir dann doch irgendwie zu naheliegend und dann hat das auch noch so etwas Unbeholfenes, Kindliches mit diesem Reinspringen… springen… der ist ja von ziemlich weit oben gesprungen, ganz allein und einsam in der Stratosphäre. Das bringt mich jetzt auf einen Gedanken.

Wir haben doch alle ab und an Sehnsucht, nach irgendetwas, was auch immer das sein mag. Die kann manchmal sehr stark sein. Manche sehnen sich in die Zeit der Jugend zurück oder in die eigene Kindheit. Viele oder, wenn wir der Psychologie vertrauen, die meisten sehnen sich gelegentlich zurück in den Mutterleib. Da war es schön warm und gemütlich, das ist gar nicht so abwegig, so nett ist es ja im Moment gerade nicht auf der Welt. Ich persönlich denke, dort wollen wir doch alle immer dann hin, wenn wir mal das Kopferl in einen Schoß legen oder an eine Schulter lehnen. Das ist ja eher etwas Seltenes, und gerade unter Paaren ein wenig aus der Mode gekommen, habe ich den Eindruck. Vielleicht ist das ein Bisschen verdächtig oder gefährlich – wer will schon ein großes Kind als Partner*in haben, könnten wohl einige denken?

Bei Menschen, sagt die schlaue Wikipedia die sich in Sehnsucht „verzehren“, kann diese in bestimmten Fällen krankhafte, psychopathologische Züge annehmen, so etwa wie bei verschiedenen Formen der Todessehnsucht, die bis zum Suizidwunsch reichen kann. Wenn ich jetzt ein wenig weiter denke, weiter zurück, noch vor den wohligen Aufenthalt im Warmbad des Uterus, dann ergibt das plötzlich Sinn mit dem Stratosphärensprung. Das ist so wie bei der alten Woody Allen-Komödie (Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten), in der der Protagonist als vereidigte Samenzelle mit einem Fallschirm abspringt. Das macht Sinn: Der Stratosphärenspringer entsteigt seiner Kapsel und stürzt sich kopfüber ins Ungewisse und die Erde ist seine Eizelle. Wahnsinn, da inszeniert einer todesmutig als menschgewordenes Spermium seine eigene Zeugung nach und macht sich selbst sinnbildlich zum Erzeuger seiner selbst, als Medienspektakel für uns alle und mit Unterstützung eines Großkonzerns selbstverständlich. Manno! Ich fürchte beinahe, da muss ich bis zum nächsten Mal eine Skizze dazu machen, naja, mal sehen.

Ach Gottchen…

P.S.: Nachträglich herzliche Gratulation Herrn Baumgartner für seine sportliche Leistung – ernsthaft – mir ist vom Zuschauen am Bildschirm schon schwindelig geworden. Der zweite Teil folgt in Bälde, hoffentlich dann auch wieder mit Illu.

 

Mag. Rozsenich (vormals Frau Márkos [vormals Monsieur O])

Mag. Rozsenich (vormals Frau Márkos [vormals Monsieur O])

Künstlert, schriftstellert und restauriert (zumindest laut Statistik Austria).

Auf der Flut – voll gestromt!

Muckefuzz vom 14.04.2017

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Ich war dort. Sie nicht? Oh, das tut mir jetzt aber leid für Sie, denn… da haben Sie echt was versäumt. Die Rede ist von dem Konzert, was heißt Konzert, dem Ereignis des Frühlings schlechthin (oder möglicherweise gut möglich). In Linz. In der KulturArbeitPolitikUnterhaltungsschmiede der Stahlstadt. Boom!

Hauptakt (gewissermaßen): FLUT. Yeah! Vorband (was für eine Untertreibung): POWERNERD. Wow!

Ersteres war, eh klar, ein Pflichttermin – 80er Jahre-Eklektizismus vom Feinsten, wenn ich so sagen darf, und noch dazu ganz und gar fresh. Von POWERNERD (hier wäre wohl der Begriff Synkretismus angebracht, falls man/frau/kind sich was aus Stempeln macht, ist aber im Grunde dasselbe in Grün) hatte ich zuvor noch gar nichts gehört, die haben dann aber so was von konsequent gute Laune verbreitet, dass sogar DAFT PUNK neidisch werden könnten und ich glatt den Anfang vom Flut-Gig verpasst hab‘. Und es waren, was echt selten ist, alle da. Naja, alle passen wahrscheinlich nicht in die Kapu, sagen wir, es waren alle Fraktionen vertreten. Von den Cloudrap-Strizzis bis zu den echten Oldskool-Haudegen, rock’n’rollwisely speaking. Sogar notorische Störenfriede wie meiner einer wurden angeschwemmt und die liebsten und überdrehtesten Mädels, sorry, Frauen, seit Annette Humpe die Bühne verlassen hat. Definitiv die gemischteste Party-Crew, die mir seit langem untergekommen ist. Wahnsinn!

Und noch etwas ist mir aufgefallen: Es stand in der Mitte vom Beisl so etwas Seltsames, Großes, Dunkles, für das mir nur ein Wort in den Sinn kommt, das mir von einem anderen besten Linzer Lokal vertraut ist und das ich jetzt gar nicht verraten mag – aus Angst (oder in der Hoffnung), dass es sich dann gleich wieder in Luft auflöst. Ich sag nur soviel: Es handelt sich um ein Möbelstück mit vier Haxen und wird zu dem, was es ist, nämlich einmalig, mittels der Gestalten die es umringen. Tschuldigen, jetzt laufe ich schon Gefahr ein wenig abzutreiben.

Es wäre nun wohl angebracht, was über die Musi zu schreiben, das lass ich aber lieber, denn der Monsieur ist im Moment etwas schreibfaul und die knackigsten Wordraps zu den jeweiligen Veranstaltungen findet ihr eh online oder im Kapuzine, die kennen sich aus dort mit Musik und wissen, wie das gemacht gehört (dafür gibt’s heute wieder Devotionalien in Bildchenform von mir obendrauf… ;). Außerdem: Geht’s halt das nächste Mal gefälligst selber hin, gell? Eines getraue ich mir allerdings mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu behaupten: Die Herren (dass auch Damen darunter waren, wage ich aufgrund aberwitziger Diskokugelganzkörperverkleidungen des Supporting Acts und entsprechenden Alkoholpegels meinerseits nicht hundertprozentig auszuschließen) wissen ziemlich genau, was sie tun und scheißen und schenken sich gar nix. Ich mein‘, so ganz nebenbei, fast schon flapsig, mal eben ‚Auf der Flucht‘ vom seeligen Hans Hölzl anzustimmen und damit nicht baden zu gehen, da braucht einer schon Cojones für und auch Einfühlungsvermögen, um das ins 21. Jahrhundert herüberzuschaukeln. Und inmitten eines wunderbar rekonstruierten Siebziger/Achtziger/Neunzigerjahre Synthesizer-Bombast-Sound-Gemäldes einen mit Spiegelgilet geharnischten Gitarrenheroen in überlangen Soli glänzen zu lassen, und überhaupt fällt mir jetzt erst auf, dass da gar kein Gesangspart dabei war, Mann…

Ich hatte zu später Stunde noch das Vergnügen eines Plauschs mit dem Sänger von FLUT, einem ziemlich ernsthaften und charismatischen Anfangzwanziger und da war mir dann schließlich klar, woher die Power kommt: von da wo sie immer herkommt – harte Arbeit, Schmerz, Humor, Konsequenz, Hingabe – go for it to the end. Yes, Sir! Und bescheiden bleiben und smart sein und clever und nicht die Nerven wegschmeißen. Ein gewisser Stolz gepaart mit sozialer Kompetenz schadet auch nicht (um allfälliger Meuterei vorzubeugen) plus… den Spaß ja nicht vergessen! Und das ist ansteckend, das hat man deutlich spüren können, eigentlich die ganze Zeit über an diesem Freitag, allerspätestens jedoch zum Schluss, beim Smash Hit ‚Linz bei Nacht‘ (eine Tanznachbarin und ich waren uns jedenfalls lauthals einig: „Spielt’s es einfach nochmal!“). Mich hat es jedenfalls vollstens erwischt und mir das verheerend schönste Wochenende an Land eingebracht. Leider hab ich habe ich am nächsten Tag gleich komplett auf GOSPEL DATING SERVICE und MELA vergessen – what a pity (or: So what?). Wenn das textlich möglich wäre, fände ich jetzt Wolfsgeheul angebracht. Pfeif‘ drauf, ich probier’s einfach mal: HAAOOOUUUUUUUUUUUH!

Ach Gottchen

Übrigens: Wer Flut live nachholen will, muss ins benachbarte Ausland tuckern, so er/sie nicht ohnehin schon dort gelandet ist. Bei Powernerd weiß ich’s nicht, na, einfach mal startpagen – ach so, ihr habt’s ja eh alle Social Media und so Zeugs, umso besser.

 

Mag. Rozsenich (vormals Frau Márkos [vormals Monsieur O])

Mag. Rozsenich (vormals Frau Márkos [vormals Monsieur O])

Künstlert, schriftstellert und restauriert (zumindest laut Statistik Austria).

Vergiß Pink · Die Trendfarben für die nächsten paar Jahre · Teil 2

21st Century Man vom 07.04.2017 / → Teil 1

Schwarz. Ich mag Schwarz. Schwarz ist cool und praktisch, ich mag auch Grau, Grau ist so normalo – und praktisch. Weiß ist auch nett, aber das ist mir meistens zu heftig, mit dem Schwarz zusammen und unpraktisch. Ich mag es, wenn’s ein wenig schmutzig ist (die Modeleute sagen dazu champagne, die Maler… hab ich vergessen… ah ja, gebrochenes Weiß oder abgetönt, je nach Zunft, allgemein hieß das früher einmal ganz schlicht Rohweiß), das mildert den Kontrast ein wenig ab, obwohl: Wenn HAIYTI rappt: „…meine Seele schwarz und weiß, so wie ein Schachbrett (und meine wie ein Fleckerlteppich, Anm.)…“, da geht mir halt schon das Herzerl auf.

Zurück zum Thema: Leider, leider muss ich gestehen, dass ich keine Wählerin kenne, die Schwarz wählt (und die einzige Blau-Wählerin ist mir ja beim letzten Mal quasi auch entwischt). Mir ist eine Politikerin bekannt, die Frau Stenzel, die stand für Schwarz, aber ob sie auch drauf steht, könnte ich nicht sagen. Die Dame finde ich immer ein wenig strange (und ein klein wenig unsexy) aber selten lustig – den Funky Shit und die Funny Skits erledigen dann immer die junge Leute, wenn es um sie geht – oder ich habe ihren Humor noch nicht kapiert. Ob jene das ganze auch lustig findet, weiß ich nicht, man/frau/kind sieht sie so selten. Wieso kenne ich bloß keine Schwarz-(Blau-)Wählerin, ich bin wohl in den falschen Kreisen? Vielleicht sind die einfach gescheit und sagen nichts – Bildungsbürgertum – kennen sich aus – Wahlgeheimnis – lieber die Pappm halten – Politik hat nichts am Familientisch verloren – Punkt aus.

Oder liegt es daran, dass die Blau- und die Schwarz-Wählerin, also dass das schon so wenige sind. Blau hat ja mit Schwarz mal zusammen… aber die Statistik sagt etwas anderes. Wie kommt das? Moment, wenn man/frau/kind eine blaue Fläche vor schwarzen Hintergrund stellt, dann leuchtet das sehr schön. Das Blau wirkt dann leuchtender vor dem schwarzen Hintergrund, als es zuvor war, also solo. Das weiß ich ganz bestimmt, hab’s probiert. Wenn die beiden aber sozusagen gemeinsame Sache machen, also wenn man das mischt, mit einem Pinsel beispielsweise, das geht aber auch am Computer, dann wird das Blau stumpf – na geh, das klingt jetzt so negativ – okay, das wird dann dunkler, noch mehr Schwarz dazu, dann verschwindet das beinahe. Das wirkt jetzt seeehr dezent. Vielleicht wäre das eine Möglichkeit, warum ich die schwarze und die blaue Person einfach nicht ausmachen konnte… Blau und Schwarz sind, was die Wählerin betrifft, sogenannte unsichtbare Farben. Wie bei Schwarzlicht im Club. So etwas gibt es tatsächlich – in der Farbphysik: Ultraviolett und Infrarot. Kann kein Mensch sehen in dem Spektrum. Die UV- und IR-Strahlen können überall vorkommen, unter allen anderen Farben, völlig unbemerkt, kein Scheiß.

Zurück zum Blau. Eine herrliche Farbe (obwohl, ganz früher mal eine frauliche). Wenn man/frau/kind vor einem blauen Meer steht… da haut es dir einfach den Vogel raus, so schön ist das, sogar im Mittelmeer, immer noch. Obwohl ich sagen muss, dass ich nicht so oft verreise. Oder wenn das Wetter schön ist, und der Himmel blau, das hellt die Stimmung auf. Ach ja, zurück zu der Wählerin und den Farben. Also, Grün und Rot mischt hierzulande eh keiner, Blau mit Orange gemischt ergibt Braun, schwer zu sagen was für eines aber eher so ein, hm, kleine Kinder sagen dazu gagabraun, Blau mit Grün ergibt Blaugrün, sagen wir Türkis, das ist laut Farbenlehre die kälteste Farbe im Farbkreis. Und Blau mit Rosa, sorry, Pink, wird violett, Blau mit Rot, hoppla, das ergibt auch Violett, ebenso Blau mit Dunkelrot, das wird dann so… dunkelviolett (Krapp), interessant. Violett. Das ist schön. Eine recht seltene Farbe. Sieht man wirklich nicht oft in letzter Zeit, woran könnte das liegen? Ich hatte da mal ein Buch über Farben irgendwo, einen Moment bitte…

Ich sag’s gleich, ich kann und will jetzt nicht alles wiedergeben, was in dem Buch steht, da steht eine ganze Menge, ziemlich viel über die Bedeutung der Farben und ihre Geschichte und so fort. Bei Violett sagt das Buch jedenfalls, das sei mal die Farbe der Prostituierten gewesen. Interessant, ich war der Meinung die mögen das nicht, wenn das so gesagt wird, das sei euphemistisch, sie nennen sich selbst lieber Huren. Das habe ich zum ersten Mal von einem Universitätsassistenten gehört, der mir von einer Interessensvertretung in Deutschland für Frauen dieses Gewerbes erzählt hat. Ich kann mich nicht mehr erinnern ob der Verein das Wort Hure auch im Namen führt aber mit Sicherheit, dass die Frauen dort die Dinge lieber beim Namen genannt haben wollen. Wie spricht einer als Mann dann wohl höflich eine Hure an? Gnädige Frau ist ja leider schon komplett aus der Mode. Und als Frau? Na, wenn man/frau/kind sie kennt, wahrscheinlich mit „Hallo“. In der österreichischen Stadt Linz ist auch noch der Ausdruck Sexarbeiterin aufgekommen, hat sich aber anscheinend nicht durchgesetzt, vielleicht zu profan. Ich schweife schon wieder ab.

Gut. Also was steht da noch bei Violett? Ah, das überrascht mich jetzt aber. Violett sei eine der unbeliebtesten Farben (wie auch Orange). Das kann nicht sein. Kardinäle tragen (oder trugen?) doch auch Violett, und war das nicht auch mal eine Farbe, die mit Homosexualität assoziiert wurde? Und streng genommen ist alles zwischen Rot und Blau violett. Das kommt von den Purpurschnecken, da ist die Farbe mal so und mal so herausgekommen, alte Geschichte mit dem Purple. Jetzt erinnere ich mich doch tatsächlich an eine Partei, die war violett, es gibt sie aber nicht mehr, zumindest, so weit ich weiß. Aber den Namen hab‘ ich mir gemerkt: Alternative Liste. Die hatten so ein A, kann das sein? Vielleicht hatten die einfach Pech bei der Farbwahl. Ich würde Schwarz nehmen, ach so, das gibt es ja schon, hm, wenn das mit ein wenig Grau oder Weiß aufgehellt wird, ergibt das Dunkelgrau, in der Mode nennt sich das antrazyt – sehr schick aber alleine ein Bissl fad. Gelb ist auch schön, so ein kräftiges Gelb, das hat sich in Österreich auch noch nicht wirklich als Partyfarbe durchgesetzt, wirkt aber mitunter recht kalt und techno, da braucht es einen beherzten Spritzer Rot, gut mischen, dann wird das so ein leckeres Dottergelb. Zu ungustiös? Nennen wir es lieber Sonnengelb oder Safran. Was sagt die Farbenlehre über Gelb? Gelb steht für Intelligenz, oho! Das habe ich schon mal irgendwo gehört, ich glaube von einem Lehrer in der Schule. Yes, Baby, Yellow! The yellow bastards stand up against mindfuck – das wär‘ doch mal ein Plot. Und Gelb ist die Komplementärfarbe zu Violett, das weiß ich mit Sicherheit und jetzt kommt’s: Komplementärfarben verhalten sich harmonisch (sind aber selten modisch, hat’s immer geheißen).

Recht seltsam alles. Verwirrt? Bin ich auch bisweilen aber, um es mit RUN DMCs Worten auszudrücken: „…It’s like that (what?) and that’s the way it is… Huh…!“ Stopp! Irgendetwas habe ich vergessen, dieses Violett oder Lila, das gibt es doch bei anderen Parteien, was war das nochmal, irgendwie so als Farbkombination oder als Zweitfarbe, mehr so ein Anhängsel. Egal. Jetzt hab‘ ich den Faden wieder: Wir sind doch hoffentlich alle voll durchgegendert und da kommt dieser sogenannte Monsieur und lässt sich quasi über die Weiber aus, Verzeihungung, über die Bitches, der Fallott. Pardon, mesdames. Asche auf mein Haupt, hier also mein Tribut an alle Frauen: wie es also steht, beim, äh, um… den Wähler. Ich würde sagen, mit dem verhält es sich im Prinzip genau gleich, laut Statistik sogar schlimmer, nur eben anders, n’est-ce pas, messieurs?

Ach Gottchen…

Wer an die Gründung einer Partei denkt, kann meine obigen Vorschläge gerne als Farbmuster verwenden oder einfach von den anderen klauen, denn: Soweit ich weiß, gibt es kein Copyright auf Farben, ich mein‘ generell, wie sollte das auch gehen… Wer letzteres für überflüssig hält, dem/der sei gesagt, dass Rot laut Statistik die beliebteste Farbe ist, gleich gefolgt von Blau (wie hätten die das wohl sonst bis hierher geschafft?). Mir selbst ist das, zumindest im Moment, viel zu anstrengend und auch zu blöd, gemeint ist die Parteigründung, bin kein Vereinsmeier. Ich wäre ja für eine Maschinenpartei – Artificial Intelligence und so – total korruptionssicher, solange der/die Programmierer~in nicht säuft. Wie auch immer, ja nicht Farbe bekennen, das wär‘ ja noch schöner.

 

Mag. Rozsenich (vormals Frau Márkos [vormals Monsieur O])

Mag. Rozsenich (vormals Frau Márkos [vormals Monsieur O])

Künstlert, schriftstellert und restauriert (zumindest laut Statistik Austria).

Vergiß Pink · Die Trendfarben für die nächsten paar Jahre

21st Century Man vom 30.03.2017 / → Teil 2

Tatsächlich bin ich Ihnen ja zuletzt schuldig geblieben zu verraten, um welche Person es sich denn gehandelt hat, die mich so in Rage versetzt, ja eigentlich dazu gebracht hat, mit diesem Bloggerl loszulegen. Die Psychologinnen und Psychologen unter Ihnen haben es sicher schon erraten: Es handelt sich um… MEINE MUTTER NATÜRLICH! Beste Grüße vom Norman aus dem Bates Motel, hä, hä, hä!

Nein, stimmt zwar grundsätzlich immer, aber das wäre jetzt wohl doch etwas zu simpel. Die Person, die mir Kopfzerbrechen bereitet hat und es auch immer noch tut, nun, sie stellt für mich ein großes Rätsel dar. Ich nenne sie ganz einfach die Wählerin.

Demografinnen und Meinungsforscher irren ja gelegentlich in ihren Voraussagen aber die Statistik… tja, Zahlen lügen nicht, wie es so schön heißt. An ihr jedenfalls, der Wählerin, mehren sich in jüngerer Zeit, aber da mag ich mich vielleicht irren, Züge einer anderen Person: der Konsumentin. Aber um die soll es hier nicht gehen, das würde zu weit führen. Ich krame jene jetzt nur deswegen hervor, weil mir die Ähnlichkeit zwischen den beiden anhand eines Wahlplakats aufgefallen ist.

Als Busenfreund der bildenden Kunst bemerkt man ja gleich immer allerhand Ikonografisches in den Werken der Kollegen und Kolleginnen, ja, auch in denen der angewandten Sparten. Auf dem besagten Plakat steht Frau Glawischnig mit einem süßen Lämmchen, ich glaub‘, vor einer grünen Almwiese, und hält es vor sich auf dem Arm. Lieb so ein Lamperl, kuschelig, ich möcht‘ auch so eines. Schändlich, wenn so eines geschlachtet wird und dann womöglich im Gulaschtopf landet (und eine Verschwendung). An dieser Stelle muss ich leider kurz inne halten, ich koche ganz gern‘, und mir ist g’rad das Wasser im Mund zusammengelaufen, ich hol‘ mir jetzt ein Käsebroterl, Käse schließt den Magen, sagt man/frau/kind, und ich gebe mir ja auch Mühe so viel Vegetarier zu sein, wie’s nur geht.

Aber der Hammel, verflixt, das Lamm ist ja unter anderem auch etwas sehr, sehr, hm… sagen wir mal so: christliches, bildhaft gesprochen, unter anderem wie gesagt. Ich habe das mal so ähnlich einer sehr lieben Traditionswählerin der grünen Party, äh, Palette gegenüber geäußert und bin auf Unverständnis gestoßen. Die gute ist Unternehmerin und ich verstehe schon, dass sie sich als Frau bei der Frau G. gut aufgehoben fühlt und eine andere Wählerin fällt mir auch noch ein, die auch Grün mag, am liebsten so ein resches Grün, und die ist Frühpensionistin, war aber auch einmal Unternehmerin. Um noch einmal auf das Lamperl zurückzukommen, gäbe es da nicht eine andere Fraktion für echte christliche Werte und Unternehmerinnentum? Die hat halt nicht so eine schöne Farbe, die ist einfach nur schwarz. Jetzt kapier ich’s! Grün ist das neue Schwarz. Dann packt’s schnell das Kleine Schwarze aus, Mädels, und checkt’s euch eine fesches, grünes Loden-Cape, Juche!

Und dann fällt mir noch eine ein, eine Wählerin. Die mag Rosa und findet den Strolz gut. Sie war gut aufgelegt, als sie mir das erzählt hat und hat lachen müssen, als sie meine Überraschung bemerkt hat. Als ich meine Vermutung geäußert habe, das sei doch eh nur wieder so ein Neoliberlaler, so wie früher halt die orangenen, hat sie gleich abgewunken: „Ah geh, der S. ist doch super.“ Die Dame sieht gerne viel fern, freut sich über gute Unterhaltung, ist eine sehr liebe Zeitgenossin und langjährige Freundin und wir haben uns dann bei einem Gläschen doch darauf einigen können, dass uns der Lugner als Bundespräsident ziemlichen Spaß machen würde – San eh alle schon komplett deppert, des warat doch wenigstens amal a Gaudi. Leider ist mir nicht gleich eingefallen, dass es da noch eine andere Möglichkeit gibt, wenn einem das Wählen in dem Ausmaß wurscht ist, nämlich z’Haus bleiben und weiter fernschau’n. Nein, das ist zu hart jetzt und überdies muss ich gestehen, ich mag Pink, mir gehen zwar pinke Sachen auf die Nerven, aber die Farbe… wenn das so in Richtung, wie soll ich sagen…? Ah, Flamingo! Das ist mal eine Farbe. Da hängt man so müde und wehleidig ‚rum, die Augendeckel klappen schon halb herunter und plötzlich… nur ein kleiner Klecks von dieser Wunderdroge der Coloristen und… BOINK… fallen einem fast die Glupscher raus. Grandios, dieses Pink! Flamingo.

Jetzt kommt mir noch eine Wählerin in den Sinn. Die hatte immer eine Leidenschaft für Schuhe, ich sage hatte, weil ich nicht weiß, ob das immer noch so ist, ganz viele Schuhe, Unmengen, Berge von Schuhen. Ich habe auch ein Bisserl zu viele Schuhe, ich schmeiß die alten nicht weg, solange man die noch verwenden kann, ab und zu kaufe ich aber doch neue, so werden die halt immer mehr. Diese Wählerin hat gerne Männer mit schwarzen Schnurrbärten als Ratzen und Frauen mit Kopftuch und langem Mantel als Tiachlweiber bezeichnet. Das kommt sicher von alters her. Ratten haben in der Tat lange Schnurrhaare und früher haben bei uns vorwiegend alte Frauen, vor allem in der Kirche, meistens ein Kopftuch getragen. Ich habe ihr ab und an zu bedeuten versucht, dass diese Ausdrucksweise ungehörig sei, war sogar mit ihr auf Urlaub (in der Türkei), war ihr alles ein wenig fremd dort. Für mich war es auch seltsam, ich war dort vorher noch nie. Sie hat es dann aber doch sehr genossen, war ja auch ihr Wunsch dorthin zu fahren. Und dann zu Hause… wie wenn nichts gewesen wäre: „Die samma’s net“ (ich darf übersetzen: Die sind mir fremd), wiewohl das jetzt doch ein wenig anders klingt als zuvor. Wer jetzt vermutet, ich würde diese Wählerin, eine wirklich entzückende Frau übrigens, in die blauen Gefilde verweisen… naja, hat wohl recht. Wählen tut sie aber Rot, so sagt sie zumindest, obschon sie lange Zeit braun getragen hat, ich glaub‘, immer schon, ich meine Rot wählen. Für Grün kann sie sich nicht erwärmen, das sei dem Individualkverkehr in der Innenstadt nicht zuträglich. Ob sie den Kern mag, weiß ich nicht. Aber es war stets das Rot – das schlägt sich halt farblich mit Blau, hat’s immer geheißen (Rot und Blau: Bauernsau war ein modetechnischer Imperativ in meiner Jugend). Kurios…

Die Schwarz- und die Blauwählerin… uff, da fallen mir gar keine ein. Obwohl: Jetzt erinnere ich mich an eine recht patent wirkende Frau, die mir vor einigen Jahren im öffentlich rechtlichen Rundfunk aufgefallen ist, in einem Fernsehinterview. Mit migrantischem Hintergrund, wie man/frau/kind heute sagt, das klingt für mich schon fast wieder künstlerisch, um nicht zu sagen morphologisch – Vordergrund (manche sagen sogar Mittelgrund) und Hintergrund finden sich in so gut wie jedem Bild. Sorry, ich schweif‘ schon wieder ab. Also diese Wählerin aus Wien hat gemeint, sie fände den Strache super. Hm… ach ja, woher ich weiß, dass die Frau, zumindest ursprünglich, nicht aus Österreich stammt? Nun, man hat es an der Sprache gemerkt.

Dazu muss ich folgendes sagen: Ich bin nicht gut im Erlernen von Sprachen, habe aber von klein auf, unter anderem von meinem Großvater, der leider nicht mehr lebt, gelernt Freude an feinen Nuancen im Klang (jetzt sind wir schon bei der Tonkunst) der Muttersprache zu haben (das ist nett – die Muttersprache kriegt vom Großvater ein Bissl Würze) und diese zu unterscheiden. Das habe ich geliebt. Der konnte so gut jiddeln, der Opa, und die Oma hat dann immer geschimpft „Geh, jetzt hörst aber auf!“ und dann doch gelacht (die Oma hat immer Rot gerngehabt, der Opa das dunklere, eher so ein Weinrot. Hat ihnen gut gestanden, den beiden, finde ich). Und dann gab es noch irgendwen, der konnte böhmakeln, und noch jemanden der war wirklich ein begnadeter östereichisch-ungarischer Wortkünstler – säähr übärzöigänd. Lauter Männer, merk‘ ich jetzt, interessant. Naja, diese Wählerin aus Wien klang aber doch anders, sie hatte einen überaus charmanten und recht deutlichen Akzent, aber der war nicht nachgemacht. Der war echt. So was hör‘ ich. Und der Frau gefiel Blau, sie hatte, soweit ich mich erinnere, sogar Blue Jeans an. Das verstehe ich nicht. Ich dachte immer, die blauen mögen keine Fremden, Ausländerinnen, Zugereisten. Ah, jetzt fällt’s mir wieder ein, sie hat noch etwas gesagt: „Der tut wenigstens was!“. Aber was? Les bleus sind doch gar nicht in der Regierung, Pardon, Bundesregierung und waren es zu diesem Zeitpunkt auch nicht. Was könnte sie denn gemeint haben? Naja, wenn ich so überlege… der, kann gut texten, find‘ ich. Also meins ist das nicht, was seine Lyrics betrifft, aber es stimmt schon, man versteht immer sehr gut, was gemeint ist. Wollte sie das vielleicht zum Ausdruck bringen, die Wählerin, dass der sich verständlich macht? Da ging es wohl überhaupt nicht um farbliches, dann vergessen wir dieses Beispiel, das gehört dann nicht hier her. Verwirrend…

Ich glaub‘, mir wird schon schwarz vor Augen und muss an dieser Stelle leider sagen, das wird wohl (oder übel) ein Zweiteiler. Ich glaube fast, das mit dem Blau und dem Schwarz müssen wir uns noch genauer anschauen und was es sonst noch so an trendigen Farben gibt.

Ach Gottchen…

 

Mag. Rozsenich (vormals Frau Márkos [vormals Monsieur O])

Mag. Rozsenich (vormals Frau Márkos [vormals Monsieur O])

Künstlert, schriftstellert und restauriert (zumindest laut Statistik Austria).

Aufgedrückt

§isches vom 12.03.2017

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Viel Spass mit Hedopunk und hoffentlich bald auch einer weiteren Autorin!

Ach Gottchen…

*Leider riecht, fühlt und schmeckt man über das Internet nichts, ach, wär‘ das schön, oder auch nicht, es könnte ja im Cyberspace jemand einen fahren lassen! Obwohl – der österreichische Künstler Robert Jelinek hätte sicher seine Freude daran, dem würde garantiert was Cooles dazu einfallen (wahrscheinlich hat er eh schon was zur vernetzten Olfaktorik gemacht, würde mich wundern, wenn dem nicht so wäre. Wen’s interessiert, einfach mal startpagen, und pst, ja nicht weitersagen!).

 

Mag. Rozsenich (vormals Frau Márkos [vormals Monsieur O])

Mag. Rozsenich (vormals Frau Márkos [vormals Monsieur O])

Künstlert, schriftstellert und restauriert (zumindest laut Statistik Austria).

Textophilie

Glosserl vom 10.03.2017

(zum Vergrößern ins Bild klicken) hinzugefügt am 23.05.2017

Der Ausdruck Textophilie (von lateinisch texere ‚weben‘, ‚flechten‘ und griechisch φίλος philos „Freund“; also „Liebe zum Zutexten“, die Neigung, äh, die Hingabe… Leidenschaft für… ah… AAHH, DIE MACHT… ähem… mitunter… vielleicht… des Zuscheißens anderer mit verbalen [Klein-]Kunstwerken. No, textn hoid!) bezeichnet allgemein die Liebe zum getippten Wortwechsel und noch allgemeiner – jene zum flüggen Wort.

Die Frage, die sich hier gleich mal stellt ist natürlich, ob Textophilie nicht auch Textverliebtheit meinen könnte, also die Liebe zu(m) Texten an sich (ja, ja, jetzt kommen gleich die Spezialisten und sagen, das gäbe es schon, das sei Bibliophilie). Leute, wir leben im 21. Jahrhundert, da kennt sich sowieso keiner mehr aus. Also ich würde beides gelten lassen.

Laut dem Urban Dictionary (Stand: Anfang März 2017) steht der Ausdruck ‚textophile‘ für eine neue Generation von Mobiltelefon-Benutzern, die mehr Zeit für das Erstellen von Kurznachrichten aufwenden als für die bestimmungsgemäße Nutzung des Geräts, das Sprechen. Es sei also zu beobachten, dass Textophile Kurznachrichtendienste einem Anruf vorziehen. Textophile Personen verfassten ihre Nachrichten etwa inmitten eines Gesprächs, in unpassenden Momenten und in gesellschaftlich inakzeptabler Weise.

Ergänzt werden müsste diese Definition jedenfalls mit dem Typus der oder des Textophilen der passiveren Prägung, jener Menschen also, die sich öfter am Empfangen der elektronischen Textnachrichten erfreuen und bisweilen im Schatten ihrer tippfreudigen (wenn auch nicht immer fingerfertigen) AntipodInnen (wie schau’n die aus, bitte?) stehen, da sie sich seltener durch augenfälliges Verhalten in der Öffentlichkeit bemerkbar machen. Die Rollen dieses Spiels der öffentlichen Heimlichkeit werden jedoch auch gerne immer wieder einmal getauscht. Privates Texten, daheim im Betterl, geht natürlich auch. Sofern man/frau/kind eines hat…

In allen Weltgegenden wurden schon Textverliebte beobachtet, die sich souverän in der Natur und unfallfrei inmitten des Straßenverkehrs bewegten, scheinbar ohne den Blick vom Handy abzuwenden. Böse Zeitgenoss#inn#en haben wohl schon allzu oft insgeheim darauf gelauert Angehörige dieses eigentümlichen Kults gegen eine Laternenmasten donnern zu sehen, nur um im nächsten Moment verdutzt zu beobachten, wie jene dem Hindernis – wie von Zauberhand geleitet – elegant ausgewichen sind. Es wird vermutet, dass es sich bei Menschen, die der Textophilie anhängig sind, um eher zurückhaltende Charaktere handelt und ihr Verhalten womöglich dem Wunsch entspringt den Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung nicht mit übermäßig lautem Telefonieren und ständigem Handy-Gedüdel auf den Nerven herumzutanzen. Textophile sind offensichtlich mit überdurchschnittlich guter Sensorik ausgestattet und durchaus in der Lage beim Tippen zumindest teilweise in geselliger Runde einem Gespräch zu lauschen oder daran teilzuhaben. Dennoch ist es ratsam, schon aus Gründen der Pietät, diese Form der Tipp-Liebhaberei nicht mutwillig zu stören und Textophile nur im äußersten Notfall anzusprechen.

Ob es sich bei der Textophilie weiters auch um eine Ausdrucksform von Interpassivität handelt, werden wohl weitere Untersuchungen zeigen. Robert Pfallers Theorien über das delegierte Genießen sprechen eher dagegen. Schließlich wäre damit eine Maschine am jeweils anderen Ende der Leitung nötig, die entweder Texte verfasst oder auf Nachrichten antwortet. Im äußersten Fall würden beide Partner eines textualen Gedankenaustauschs ihr Smartphone in den interpassiven Modus schalten und die Geräte könnten untereinander kommunizieren, flirten, Verträge aushandeln. Im Prinzip würde sich dasselbe ereignen wie bei Slavoj Žižeks kopulierenden Sexspielzeugen, nur anstatt auf einer physischen dann auf einer quasi psychischen Ebene. Eine Vorstellung, die womöglich sogar dem finstersten Cyberromantiker eine kleine Träne (?… hm… nein, wohl kaum. Nja, weisst eh, die Romantikerr…rinnen) entlocken könnte. Aber selbst verliebte Textophile werden nun einmal müde.

Technikgeschichtlich betrachtet bietet ein im vergangenen Jahrhundert beliebtes Spiel unter Schulkindern mögliche Hinweise zur Entstehung der Textophilie. Sowohl das von Lehrerinnen gefürchtete Briefchenzustecken als auch das unter Lehrern berüchtigte, im Raum Linz und Umgebung unter dem Begriff ‚U-Hakerl-Schiaßn‘ bekannte, Schleudern von metallenen Kleinteilen mittels Gummiband waren bereits aus alter Zeit bekannt. Es muss jedoch der Genialität und dem Geschick eines besonders verwegenen oder auch schüchternen Schulkinds zu verdanken sein diese beiden Techniken zu verbinden und so die blitzschnelle Beförderung von Nachrichten zumindest über einige Meter Entfernung zu bewerkstelligen. Mit dem zeitnahen Aufkommen der Mobilfunktechnologie waren es so nur mehr wenige Entwicklungsschritte (ja, ja, wenige Entwicklungs…, wir haben Milliarden und Abermilliarden investiert!) zu den heute verbreiteten Short-Messages (SM, Plural: SMs, leicht zu verwechseln  mit der gleichlautenden Abkürzung für eine Spielart der Erotik […hm, oder eventuell gleichbedeutend? Ich mein‘, „RUF! MICH! AN!“, das war doch mal eine Message, und recht kurz eigentlich]) und diese rasen jetzt um den halben Globus. Somit waren die handschriftlichen Anbandeleien aus den grauen Klassenzimmern plötzlich zu einer beliebten Form des diskreten Gedankenaustauschs – auch unter Erwachsenen – „aufgestiegen“.

Zu den wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen der elektronischen Textliebhaberei, auf welchem Gerät auch immer – Tablet, Smartphone, PC, E-Reader, Laptop – soll hier vorerst nur folgende Zahl genannt werden: 42.000.000.000 (was jetzt? Nachrichten? Täglich? Was weiß ich, WhatsApp hat SMS überholt oder wird es bald tun). Jahresumsatz und Profitrate kann man/frau/kind nach Lust und Laune selbst ausrechnen oder mutmaßen, wo die Kohle gebunkert wird und sich die zur Aufrechterhaltung des Serverbetriebs abgetragenen Bergrücken vorstellen (ui, Klimaziel wieder nicht erreicht! Was heißt hier Klima und was für ein Ziel? The Donald hat jetzt das Sagen, oder?). Wem jetzt mulmig wurde, der sei beruhigt: Eine sogenannte SMS ist winzig, ich mein‘, so richtig winzig, die hat ganz wenige Kilobits – ungefähr eins. Das ist ein Lercherlschas gegen die monströse Filmchenflut auf Video-Portalen. Ich will gar nicht wissen wieviel Tera-, Exa-, Cetabyte das sind. Aber sogar die arbeiten schon an umweltverträglichen Lösungen. Also ruhig weitersimsen, solange es das Geldbörsel verträgt. Und der Tipp-Finger.

Politik interessiert mich nicht wirklich, also schließe ich hier mal. Bildchen zum Glosserl gibt’s dann später, morgen, vielleicht (grr, mir sitzt schon wieder der Prokrastinator im Nacken). Egal. Ich schnapp‘ mir jetzt so ein Gummiringerl, Zetterl ganz klein falten und fest zusammendrücken, einspannen und ZING! Geht doch, naja, halbwegs.

Ach Gottchen…

Zur Textophilie findet sich auch ein Beitrag in der Stupidedia; unseres geschätzten Monsignore O, dem wir diese Ausgabe des Glosserls verdanken (ich glaub‘, er freut sich über Ergänzungen, Bearbeitungen, bin mir nicht sicher, der ist immer so komisch. Naah, der ist doch eh lieb. Weiß nicht recht, grusel! Aber geh!)

Mag. Rozsenich (vormals Frau Márkos [vormals Monsieur O])

Mag. Rozsenich (vormals Frau Márkos [vormals Monsieur O])

Künstlert, schriftstellert und restauriert (zumindest laut Statistik Austria).

Fashion News · Schicke Kopfbedeckung hilft bei Wohnungssuche

21st Century Man vom 02.03.2017

(zum Vergrößern ins Bild klicken)

Hier nochmals für Textophile und Piktophobikerinnen:

Da ich von Herrn Strache (anlässlich seines gestrigen Auftritts in Bayern) einen überaus wertvollen Styling-Tipp für Wohnungssuchende („Willst du eine soziale Wohnung haben, dann brauchst du nur ein Kopftuch tragen.“ [zur Poesie des Herrn S., naja, Reim und Versmaß, Herrschaftsseiten | drüber lässt sich trefflich streiten | woll’n hier nicht i-Tüpferl reiten]) aufgeschnappt habe und mich ja tatsächlich im Moment nach einer möglichst günstigen Bleibe umsehe, dachte ich mir, ich probier‘ das jetzt einfach mal (Mr. Stretchy, wie man meines Wissens heutzutage richtiger sagt, hat überdies auch nicht davon gesprochen, dass das für katholisch getaufte Österreicher und Österreicherinnen unpassend wäre. Und auf das, was der H. C. sagt [oder auch nicht], kann frau sich verlassen, der ist schließlich einer von uns!).

Tja, also, ich muss sagen, ich finde das Fetzerl (zumindest als ersten Versuch) eigentlich recht kleidsam und überaus praktisch in der kalten Jahreszeit.

Für modische Verbesserungsvorschläge wäre ich sehr dankbar und bei Erfolg poste ich natürlich gerne wieder was zum Thema (und wer weiß, vielleicht hab‘ ich ja gerade einen Trend angestoßen. Ui, das war jetzt wohl schon wieder vermessen von mir – altes Leiden, sorry).

Ach Gottchen…

P.S.: Wer das jetzt für politische, religiöse oder wie auch immer geartete Hetze hält, liegt knapp daneben. Ich hab‘ mich bloss aufgeregt über eine bestimmte Person. Und die steht nicht im Text.

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Mag. Rozsenich (vormals Frau Márkos [vormals Monsieur O])

Mag. Rozsenich (vormals Frau Márkos [vormals Monsieur O])

Künstlert, schriftstellert und restauriert (zumindest laut Statistik Austria).