21st Century Man vom 30.03.2017 / → Teil 2
Tatsächlich bin ich Ihnen ja zuletzt schuldig geblieben zu verraten, um welche Person es sich denn gehandelt hat, die mich so in Rage versetzt, ja eigentlich dazu gebracht hat, mit diesem Bloggerl loszulegen. Die Psychologinnen und Psychologen unter Ihnen haben es sicher schon erraten: Es handelt sich um… MEINE MUTTER NATÜRLICH! Beste Grüße vom Norman aus dem Bates Motel, hä, hä, hä!
Nein, stimmt zwar grundsätzlich immer, aber das wäre jetzt wohl doch etwas zu simpel. Die Person, die mir Kopfzerbrechen bereitet hat und es auch immer noch tut, nun, sie stellt für mich ein großes Rätsel dar. Ich nenne sie ganz einfach die Wählerin.
Demografinnen und Meinungsforscher irren ja gelegentlich in ihren Voraussagen aber die Statistik… tja, Zahlen lügen nicht, wie es so schön heißt. An ihr jedenfalls, der Wählerin, mehren sich in jüngerer Zeit, aber da mag ich mich vielleicht irren, Züge einer anderen Person: der Konsumentin. Aber um die soll es hier nicht gehen, das würde zu weit führen. Ich krame jene jetzt nur deswegen hervor, weil mir die Ähnlichkeit zwischen den beiden anhand eines Wahlplakats aufgefallen ist.
Als Busenfreund der bildenden Kunst bemerkt man ja gleich immer allerhand Ikonografisches in den Werken der Kollegen und Kolleginnen, ja, auch in denen der angewandten Sparten. Auf dem besagten Plakat steht Frau Glawischnig mit einem süßen Lämmchen, ich glaub‘, vor einer grünen Almwiese, und hält es vor sich auf dem Arm. Lieb so ein Lamperl, kuschelig, ich möcht‘ auch so eines. Schändlich, wenn so eines geschlachtet wird und dann womöglich im Gulaschtopf landet (und eine Verschwendung). An dieser Stelle muss ich leider kurz inne halten, ich koche ganz gern‘, und mir ist g’rad das Wasser im Mund zusammengelaufen, ich hol‘ mir jetzt ein Käsebroterl, Käse schließt den Magen, sagt man/frau/kind, und ich gebe mir ja auch Mühe so viel Vegetarier zu sein, wie’s nur geht.
Aber der Hammel, verflixt, das Lamm ist ja unter anderem auch etwas sehr, sehr, hm… sagen wir mal so: christliches, bildhaft gesprochen, unter anderem wie gesagt. Ich habe das mal so ähnlich einer sehr lieben Traditionswählerin der grünen Party, äh, Palette gegenüber geäußert und bin auf Unverständnis gestoßen. Die gute ist Unternehmerin und ich verstehe schon, dass sie sich als Frau bei der Frau G. gut aufgehoben fühlt und eine andere Wählerin fällt mir auch noch ein, die auch Grün mag, am liebsten so ein resches Grün, und die ist Frühpensionistin, war aber auch einmal Unternehmerin. Um noch einmal auf das Lamperl zurückzukommen, gäbe es da nicht eine andere Fraktion für echte christliche Werte und Unternehmerinnentum? Die hat halt nicht so eine schöne Farbe, die ist einfach nur schwarz. Jetzt kapier ich’s! Grün ist das neue Schwarz. Dann packt’s schnell das Kleine Schwarze aus, Mädels, und checkt’s euch eine fesches, grünes Loden-Cape, Juche!
Und dann fällt mir noch eine ein, eine Wählerin. Die mag Rosa und findet den Strolz gut. Sie war gut aufgelegt, als sie mir das erzählt hat und hat lachen müssen, als sie meine Überraschung bemerkt hat. Als ich meine Vermutung geäußert habe, das sei doch eh nur wieder so ein Neoliberlaler, so wie früher halt die orangenen, hat sie gleich abgewunken: „Ah geh, der S. ist doch super.“ Die Dame sieht gerne viel fern, freut sich über gute Unterhaltung, ist eine sehr liebe Zeitgenossin und langjährige Freundin und wir haben uns dann bei einem Gläschen doch darauf einigen können, dass uns der Lugner als Bundespräsident ziemlichen Spaß machen würde – San eh alle schon komplett deppert, des warat doch wenigstens amal a Gaudi. Leider ist mir nicht gleich eingefallen, dass es da noch eine andere Möglichkeit gibt, wenn einem das Wählen in dem Ausmaß wurscht ist, nämlich z’Haus bleiben und weiter fernschau’n. Nein, das ist zu hart jetzt und überdies muss ich gestehen, ich mag Pink, mir gehen zwar pinke Sachen auf die Nerven, aber die Farbe… wenn das so in Richtung, wie soll ich sagen…? Ah, Flamingo! Das ist mal eine Farbe. Da hängt man so müde und wehleidig ‚rum, die Augendeckel klappen schon halb herunter und plötzlich… nur ein kleiner Klecks von dieser Wunderdroge der Coloristen und… BOINK… fallen einem fast die Glupscher raus. Grandios, dieses Pink! Flamingo.
Jetzt kommt mir noch eine Wählerin in den Sinn. Die hatte immer eine Leidenschaft für Schuhe, ich sage ‚hatte‘, weil ich nicht weiß, ob das immer noch so ist, ganz viele Schuhe, Unmengen, Berge von Schuhen. Ich habe auch ein Bisserl zu viele Schuhe, ich schmeiß die alten nicht weg, solange man die noch verwenden kann, ab und zu kaufe ich aber doch neue, so werden die halt immer mehr. Diese Wählerin hat gerne Männer mit schwarzen Schnurrbärten als ‚Ratzen‘ und Frauen mit Kopftuch und langem Mantel als ‚Tiachlweiber‘ bezeichnet. Das kommt sicher von alters her. Ratten haben in der Tat lange Schnurrhaare und früher haben bei uns vorwiegend alte Frauen, vor allem in der Kirche, meistens ein Kopftuch getragen. Ich habe ihr ab und an zu bedeuten versucht, dass diese Ausdrucksweise ungehörig sei, war sogar mit ihr auf Urlaub (in der Türkei), war ihr alles ein wenig fremd dort. Für mich war es auch seltsam, ich war dort vorher noch nie. Sie hat es dann aber doch sehr genossen, war ja auch ihr Wunsch dorthin zu fahren. Und dann zu Hause… wie wenn nichts gewesen wäre: „Die samma’s net“ (ich darf übersetzen: Die sind mir fremd), wiewohl das jetzt doch ein wenig anders klingt als zuvor. Wer jetzt vermutet, ich würde diese Wählerin, eine wirklich entzückende Frau übrigens, in die blauen Gefilde verweisen… naja, hat wohl recht. Wählen tut sie aber Rot, so sagt sie zumindest, obschon sie lange Zeit braun getragen hat, ich glaub‘, immer schon, ich meine Rot wählen. Für Grün kann sie sich nicht erwärmen, das sei dem Individualkverkehr in der Innenstadt nicht zuträglich. Ob sie den Kern mag, weiß ich nicht. Aber es war stets das Rot – das schlägt sich halt farblich mit Blau, hat’s immer geheißen (Rot und Blau: Bauernsau war ein modetechnischer Imperativ in meiner Jugend). Kurios…
Die Schwarz- und die Blauwählerin… uff, da fallen mir gar keine ein. Obwohl: Jetzt erinnere ich mich an eine recht patent wirkende Frau, die mir vor einigen Jahren im öffentlich rechtlichen Rundfunk aufgefallen ist, in einem Fernsehinterview. Mit migrantischem Hintergrund, wie man/frau/kind heute sagt, das klingt für mich schon fast wieder künstlerisch, um nicht zu sagen morphologisch – Vordergrund (manche sagen sogar Mittelgrund) und Hintergrund finden sich in so gut wie jedem Bild. Sorry, ich schweif‘ schon wieder ab. Also diese Wählerin aus Wien hat gemeint, sie fände den Strache super. Hm… ach ja, woher ich weiß, dass die Frau, zumindest ursprünglich, nicht aus Österreich stammt? Nun, man hat es an der Sprache gemerkt.
Dazu muss ich folgendes sagen: Ich bin nicht gut im Erlernen von Sprachen, habe aber von klein auf, unter anderem von meinem Großvater, der leider nicht mehr lebt, gelernt Freude an feinen Nuancen im Klang (jetzt sind wir schon bei der Tonkunst) der Muttersprache zu haben (das ist nett – die Muttersprache kriegt vom Großvater ein Bissl Würze) und diese zu unterscheiden. Das habe ich geliebt. Der konnte so gut jiddeln, der Opa, und die Oma hat dann immer geschimpft „Geh, jetzt hörst aber auf!“ und dann doch gelacht (die Oma hat immer Rot gerngehabt, der Opa das dunklere, eher so ein Weinrot. Hat ihnen gut gestanden, den beiden, finde ich). Und dann gab es noch irgendwen, der konnte böhmakeln, und noch jemanden der war wirklich ein begnadeter östereichisch-ungarischer Wortkünstler – säähr übärzöigänd. Lauter Männer, merk‘ ich jetzt, interessant. Naja, diese Wählerin aus Wien klang aber doch anders, sie hatte einen überaus charmanten und recht deutlichen Akzent, aber der war nicht nachgemacht. Der war echt. So was hör‘ ich. Und der Frau gefiel Blau, sie hatte, soweit ich mich erinnere, sogar Blue Jeans an. Das verstehe ich nicht. Ich dachte immer, die blauen mögen keine Fremden, Ausländerinnen, Zugereisten. Ah, jetzt fällt’s mir wieder ein, sie hat noch etwas gesagt: „Der tut wenigstens was!“. Aber was? Les bleus sind doch gar nicht in der Regierung, Pardon, Bundesregierung und waren es zu diesem Zeitpunkt auch nicht. Was könnte sie denn gemeint haben? Naja, wenn ich so überlege… der, kann gut texten, find‘ ich. Also meins ist das nicht, was seine Lyrics betrifft, aber es stimmt schon, man versteht immer sehr gut, was gemeint ist. Wollte sie das vielleicht zum Ausdruck bringen, die Wählerin, dass der sich verständlich macht? Da ging es wohl überhaupt nicht um farbliches, dann vergessen wir dieses Beispiel, das gehört dann nicht hier her. Verwirrend…
Ich glaub‘, mir wird schon schwarz vor Augen und muss an dieser Stelle leider sagen, das wird wohl (oder übel) ein Zweiteiler. Ich glaube fast, das mit dem Blau und dem Schwarz müssen wir uns noch genauer anschauen und was es sonst noch so an trendigen Farben gibt.
Ach Gottchen…
![Mag. Rozsenich (vormals Frau Márkos [vormals Monsieur O])](http://www.hedopunk.net/wp-content/uploads/2018/01/Monsieur_O-Kopie-150x150.jpg)
Mag. Rozsenich (vormals Frau Márkos [vormals Monsieur O])
Künstlert, schriftstellert und restauriert (zumindest laut Statistik Austria).